Das R4-Register

Bei seltenen Oldtimern gibt es häufig Register, in denen versucht wird alle Autos, die weltweit von einem Typ existieren zu aufzulisten. Dies gelingt nicht mal vollständig bei extrem seltenen und bekannten Raritäten.

Beim R4 mit 8 Millionen produzierten und etlichen 10.000 weltweit noch Existierenden ist es absolut unmöglich.

Was ich dagegen schon vor Jahren angefangen habe, ist von den R4’s die durch meine Hände gingen die Kfz-Briefe zu kopieren und nach Typschlüsselnummer und Datum zu sortieren. Mit dieser Dokumentation lassen sich inzwischen die Daten eines Fahrzeuges auch ohne Papiere recht treffsicher ermitteln.

Wer mich dabei mit weiteren Mosaiksteinchen unterstützen will, braucht nur von seinen Fahrzeugbrief(en) die Seite mit den technischen Daten und die Seite mit der ABE kopieren (siehe unten: Daten des Kfz-Briefes). Zusätzlich Informationen über Farbnummer, Nummer des ovalen Schildes und die Ausstattung wären super.

Das R4 Cabrio Register

Bei den offenen R4’s ist die Lage etwas anders. Zum einen ist die produzierte Stückzahl um Welten kleiner. Die Zahl der Hersteller und Varianten aber um ein Vielfaches höher.

Hier habe ich tatsächlich ein Register begonnen, das zusätzlich auch die Adressen der Halter erfasst um einmal nachfragen zu können. Wer hier mit seinem offenen R4, egal ob Handgebaut oder Serie kann sich melden. Dazu gibt es folgende Seiten:

Originalaufruf zum Aufbau dieses Registers aus dem Jahre 1990

Fragebogen zum Fahrzeug

Daten des Kfz-Briefes

Diese Daten sollen natürlich allen offen stehen, wer daher eine Frage hat – ich versuche sie gerne zu beantworten.

R4 Cabrio
Die ganze Geschichte in Kurzform

beim R4 Cabrio  konzentriert sich die „Szene“ auf die von 1968 bis 1970 von Renault vertriebene Serie von Umbauten der Firma Sinpar.  Diese wurden nach meinem bisherigen Informationsstand aus kompletten geschossenen R4 gefertigt und fast ausnahmslos in Weiß lackiert. Erkennbar sind sie an einem runden Typenschild mit 3 Stelliger Seriennummer ( doch Vorsicht: aufgrund der Wertsteigerung sind hier Betrügereien vorstellbar ). Gebaut wurden ca. 450 – 500 Stück von denen über 50 noch dokumentiert erhalten sind.

Eine englischsprachiger Webseite befasst sich intensiv mit diesem Modell: http://www.renault4pleinair.com/home/1

Doch damit fängt die Geschichte erst an…

Renault stellte bereits 1971 den Vertrieb zugunsten des „Rodeo“ ein.

Die speziellen Ersatzteile für den „Plein Air“ – Typ waren aber weiterhin über den Renault Ersatzteildienst zu kaufen und diese Karosserievariante wurde auch in den Werkstattunterlagen behandelt. So entstanden mit Hilfe dieser Teile in Renault Reparaturwerkstätten und auch von Privatleuten weitere Fahrzeuge.

Zusätzlich entstanden Fahrzeuge in diesem Stil, in dem die notwendigen Teile in Einzelanfertigung von Hand hergestellt wurden. Auch wenn die „Szene“ über solche Eigenbauten gerne die Nase rümpft, kann den Aufwand nur ermessen, wer so etwas in einigermaßen Qualität einmal selbst ausgeführt hat. „Abgeflext“ ist das Dach schnell – der Schweiss liegt danach im Detail.

Diese Einzelanfertigung ging bei einigen Kleinserienherstellern in eine kleine Handarbeits – Umbauserie über:

So wurden Anfang der 80er u.a. bei der Fa. Uckermann in Köln unter dem Namen „Plaisir“ sowie bei einer Firma in Wien Cabrios nach diesem Baumuster gebaut. In Wien entstanden so nach bisherigem Informationsstand ca.  30 Fahrzeuge.

Hier ein weiters Beispiel – ob hier mehr als die zwei Fahrzeuge entstanden sind , ist nicht bekannt:

Eine weitere Serie entstand Ende der 80er von Car Systeme Style in Frankreich. Hier wurde das Fahrgestell gekürzt und die R4 Karosserie mit einigen Kunststoffteilen ( teilweise Türen, Radläufe.. ) umgebaut. Die Fahrzeuge bekamen nur noch zwei Schalensitze und auch einen Überrollbügel. In Italien geb es davon einen Ableger namens „Frog „. Der Prototyp e-PleinAir von 2019 basiert auch auf diesem verkürzten Fahrgestell.

Der JP4 fand seine größte Verbreitung in der Spielzeugkiste als Modell von Majorette
Der Prototyp e-Plein Air mit Twizzy E-Antrieb auf der Retromobile Paris 2020

Gemeinsam haben alle diese Fahrzeuge das unverstärkte R4 Fahrgestell. Die erforderliche Steifigkeit kommt  nur durch den erhöhten Einstieg und ggf. Streben im Heckklappenausschnitt.

R4 Cabrio – Original und Fälschung ????

ich will mal Versuchen ein bekanntes Phänomen der „Szene“ etwas zu analysieren:
Oldtimersammler konzentrieren sich in der Mehrzahl auf Modelle, die einer der etablierten Hersteller hergestellt und verkauft hat. Naturgemäß sind dabei aus verschiedenene Gründen seltene Ausführungen besonders begehrt und damit meißtens auch teuer. Damit steigt auch die Motivation, durch Umbau einer häufigen Variante auf eine Seltene- den Verkaufspreis zu steigern. Da häufig dazu hin auch noch etwas an der Herkunft des Exemplars zusammengelogen wird, reagiert die „Szene“ sehr skeptisch und extrem ablehend auf jede Form von privater Handarbeit – möge sie noch so gelungen sein.
Das wiederum führt natürlich dazu, daß Besitzer solcher Fahrzeuge die Handarbeit verschweigen ( müssen) – auch wenn Sie das Auto überhaupt nicht verkaufen wollen – um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Die meißten Betrachter sind der häufig selbstüberschätzenden Meinung, sowas ja jederzeit auch selbst anfertigen zu können und haben Angst vor einer Inflation von „neuen“ Exemplaren, welche die bekannte Seltenheit in Frage stellen könnte.
( So was passiert aber auch ganz ohne Umbau – so sind heute „normale“ R5 der ersten Generation wesentlich seltener als die exotischen Sportversionen )

Beim R4 ist die Situation jedoch noch etwas anders gelagert:

  • Es gibt kein „Werkscabrio“ – alle offenen R4 sind Umbauten
  • Es gab mehrere unabhängige „Serien“- Hersteller eines fast identischen Modells
  • die „Handumbauten“ sind fast alle in der gleichen Zeit wie die „Serien“ entstanden
  • Von aktuellen Umbauten hört man so gut wie nichts ( es ist doch mehr Arbeit als vermutet )
  • Herkunft des Autos lässt sich im Verkaufsfall recht eindeutig an den Papieren feststellen.
  • Die Stückzahlen der offenen R4 werden immer im Promillebereich der Gesamtmenge bleiben.

Daher plädiere ich für dieses liebenswerte „Freiluft-Auto“ die Gebetsmühlen der „Szene“ mal stehen zu lassen und sich an jedem Exemplar zu erfreuen und sich für die groben und feinen Unterschied und die vielseitige Geschichte zu interessieren…